PAVE Updates – Jahresrückblick 2024

EU-Taxonomie und ESG-Anforderungen an den Bau

24.06.2024 Lesedauer: 12 min

Seit 2022 gilt im Rahmen des EU Green Deals die EU-Taxonomie-Verordnung, verabschiedet 2020 von der Europäischen Kommission. Diese zielt darauf ab, Kapitalflüsse in ökologisch nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten zu lenken. Die Verordnung schafft verbindliche Berichtspflichten, besonders für die Bau- und Immobilienwirtschaft, und fördert nachhaltiges Wirtschaften als Kriterium des Risikomanagements.

In diesem Artikel erhalten Sie einen kurzen Überblick zu den Regelwerken, deren differenzierte Relevanz für die Bau- und Immobilienwirtschaft sowie zur Bedeutung der ESG-Kriterien – im Kontext eines intelligenten Datenmanagements entlang des digitalen Immobilienlebenszyklus.

Einführung in die EU-Taxonomie und ESG-Kriterien

Was ist die EU-Taxonomie?

Die EU-Taxonomie ist ein umfassendes Klassifizierungssystem, das von der Europäischen Union entwickelt wurde, um Investitionen in nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten zu fördern. Es definiert klare Kriterien, die bestimmen, welche Aktivitäten als ökologisch nachhaltig gelten. Ziel ist es, den Kapitalfluss in Projekte zu lenken, die zur Erreichung der Klimaziele der EU beitragen. Die Taxonomie deckt verschiedene Bereiche ab, darunter auch die Bau- und Immobilienbranche, und legt detaillierte Anforderungen an die Umweltleistung von Bauprojekten fest. 

 

Die EU-Taxonomie umfasst sechs Umweltziele: 

  1.  Klimaschutz
  2.  Anpassung an den Klimawandel
  3.  Nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen
  4.  Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft
  5.  Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung
  6.  Schutz und Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme

Um als nachhaltig eingestuft zu werden, müssen wirtschaftliche Aktivitäten einen wesentlichen Beitrag zu mindestens einem dieser Ziele leisten und dürfen den anderen Zielen nicht erheblich schaden. 

Grundlagen der ESG-Kriterien

ESG-Kriterien stehen für Environmental, Social, and Governance (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). Sie sind ein Rahmenwerk, das Investoren dabei hilft, die Nachhaltigkeitsleistung und ethischen Aspekte eines Unternehmens zu bewerten. Die ESG-Kriterien sind für die Immobilienbranche von besonderer Bedeutung, da Gebäude und Bauprojekte erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft haben. 

Environmental (Umwelt): Dieser Aspekt umfasst die Auswirkungen von Immobilienprojekten auf die Umwelt. Dazu gehören Energieeffizienz, Emissionsreduzierung, Ressourcenschonung und Abfallmanagement. Immobilienunternehmen müssen Maßnahmen ergreifen, um ihre Umweltauswirkungen zu minimieren, beispielsweise durch den Einsatz nachhaltiger Baumaterialien und energieeffizienter Technologien. 

Social (Soziales): Dieser Bereich betrifft die sozialen Auswirkungen von Bauprojekten. Dazu gehören die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Einhaltung von Arbeitsstandards, die Berücksichtigung von Menschenrechten und die Förderung von sozialer Gerechtigkeit. Immobilienunternehmen sollten sicherstellen, dass ihre Projekte positive soziale Auswirkungen haben, indem sie faire Arbeitsbedingungen bieten und Gemeinschaftsprojekte unterstützen. 

Governance (Unternehmensführung): Governance bezieht sich auf die Art und Weise, wie ein Unternehmen geführt wird. Es umfasst Transparenz, ethische Geschäftspraktiken, die Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften sowie die Verantwortlichkeit der Unternehmensführung. Gute Governance-Praktiken sind entscheidend, um das Vertrauen der Investoren und anderer Stakeholder zu gewinnen. 

Auswirkungen der EU-Taxonomie auf die Bauwirtschaft

Die Einführung der EU-Taxonomie bringt erhebliche Compliance-Anforderungen für die Bauwirtschaft mit sich. Bauprojekte müssen nun detaillierte Informationen über ihre ökologischen Auswirkungen bereitstellen, um den Anforderungen der EU-Taxonomie gerecht zu werden. Dies bedeutet, dass Bauunternehmen ihre Prozesse und Praktiken anpassen müssen, um die strengen ökologischen Kriterien zu erfüllen. 

Neue Compliance-Anforderungen für Bauprojekte (ESG-Taxonomie Immobilien)

Ein zentrales Element der Compliance ist die Dokumentation und Offenlegung von Daten zu den Umweltzielen, die durch das Bauprojekt adressiert werden. Dies umfasst unter anderem: 

  • Die Reduktion von CO2-Emissionen und die Verbesserung der Energieeffizienz. 
  • Die Nutzung erneuerbarer Energien und ressourcenschonender Materialien. 
  • Maßnahmen zur Wasser- und Abfallwirtschaft, um die Umweltauswirkungen zu minimieren. 

Bauunternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Projekte während des gesamten Lebenszyklus – von der Planung über den Bau bis hin zur Nutzung und zum Rückbau – den Kriterien der EU-Taxonomie entsprechen. Die Einhaltung der ESG-Taxonomie wird somit zu einer entscheidenden Voraussetzung für den Erfolg neuer Bauprojekte. 

Finanzierung und Investitionen unter der EU-Taxonomie

Die EU-Taxonomie hat erhebliche Auswirkungen auf die Finanzierung und Investitionen in der Bau- und Immobilienbranche. Investoren achten zunehmend darauf, dass ihre Anlagen den ESG-Kriterien und der EU-Taxonomie entsprechen. Dies hat zur Folge, dass Bau- und Immobilienprojekte, die als nachhaltig klassifiziert werden, leichter Zugang zu Finanzmitteln erhalten und attraktivere Finanzierungskonditionen genießen. 

Immobilienunternehmen, die die Anforderungen der EU-Taxonomie erfüllen, können von folgenden Vorteilen profitieren: 

  • Zugang zu grünen Finanzierungsquellen wie grünen Anleihen und Krediten. 
  • Bessere Bewertungen durch Ratingagenturen, die ESG-Kriterien berücksichtigen. 
  • Erhöhte Attraktivität für Investoren, die auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung Wert legen. 

Die Einhaltung der EU-Taxonomie kann somit einen Wettbewerbsvorteil für Immobilienunternehmen darstellen und dazu beitragen, langfristig stabile und rentable Investitionen zu sichern. 

ESG-Strategien für Immobilienunternehmen

Nachhaltiges Immobilienmanagement

Nachhaltiges Immobilienmanagement ist ein integraler Bestandteil der ESG-Strategien in der Immobilienbranche. Es umfasst eine Vielzahl von Maßnahmen und Praktiken, die darauf abzielen, die Umweltleistung von Immobilien zu verbessern und gleichzeitig soziale und wirtschaftliche Ziele zu erreichen. 

Zu den wichtigsten Aspekten des nachhaltigen Immobilienmanagements gehören: 

Energieeffizienz: Durch den Einsatz energieeffizienter Technologien und die Optimierung des Energieverbrauchs können Immobilienunternehmen ihre Betriebskosten senken und ihre CO2-Bilanz verbessern. Dies umfasst Maßnahmen wie die Installation von energieeffizienten Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen (HVAC), den Einsatz von LED-Beleuchtung und die Nutzung von Gebäudeautomationssystemen.

Erneuerbare Energien: Die Integration erneuerbarer Energien wie Solar- und Windenergie in Immobilienprojekte ist ein wichtiger Schritt zur Reduzierung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und zur Förderung der Nachhaltigkeit. Dies kann durch den Einsatz von Solarmodulen auf Dächern, Windturbinen und Geothermie-Systemen erreicht werden.

Nachhaltige Materialien: Der Einsatz umweltfreundlicher und ressourcenschonender Baumaterialien trägt zur Reduzierung der Umweltauswirkungen von Bauprojekten bei. Dies umfasst Materialien wie recyceltes Stahl, Bambus, Kork und andere nachhaltige Alternativen.

Wasser- und Abfallmanagement: Effektives Wasser- und Abfallmanagement ist entscheidend für die Nachhaltigkeit von Immobilienprojekten. Dazu gehören Maßnahmen zur Reduktion des Wasserverbrauchs, die Nutzung von Regenwassersammelsystemen und die Implementierung von Recycling- und Abfallvermeidungsstrategien. 

ESG-Reporting und Offenlegungspflichten (EU-Taxonomie Gebäude)

ESG-Reporting und Offenlegungspflichten sind zentrale Elemente der ESG-Strategien für Immobilienunternehmen. Transparenz und die Bereitstellung umfassender Informationen über die ESG-Leistungen eines Unternehmens sind entscheidend, um das Vertrauen der Investoren und anderer Stakeholder zu gewinnen. 

Das ESG-Reporting umfasst folgende Aspekte: 

ESG-Reporting und Offenlegungspflichten sind zentrale Elemente der ESG-Strategien für Immobilienunternehmen. Transparenz und die Bereitstellung umfassender Informationen über die ESG-Leistungen eines Unternehmens sind entscheidend, um das Vertrauen der Investoren und anderer Stakeholder zu gewinnen. 

Das ESG-Reporting umfasst folgende Aspekte: 

Umweltberichte: Detaillierte Berichte über die Umweltleistung eines Unternehmens, einschließlich CO2-Emissionen, Energieverbrauch, Wasserverbrauch und Abfallmanagement. Diese Berichte sollten messbare Ziele und Fortschritte bei der Erreichung der Umweltziele enthalten. 

Sozialberichte: Informationen über die sozialen Auswirkungen von Unternehmensaktivitäten, einschließlich Arbeitsbedingungen, Gesundheits- und Sicherheitsstandards, Gemeinschaftsprojekte und Maßnahmen zur Förderung von Vielfalt und Inklusion.

Governance-Berichte: Transparente Berichte über die Unternehmensführung, einschließlich Informationen über die Zusammensetzung und Unabhängigkeit des Vorstands, ethische Geschäftspraktiken und Compliance mit gesetzlichen Vorschriften.

Zukünftige Entwicklungen und Trends

Technologische Innovationen spielen eine entscheidende Rolle bei der Erfüllung der ESG-Kriterien und der EU-Taxonomie in der Immobilienbranche. Neue Technologien ermöglichen es, die Nachhaltigkeitsleistung von Bau- und Immobilienprojekten zu verbessern und gleichzeitig die Kosten zu senken. 

Technologische Innovationen und ihre Rolle in der ESG-Konformität

Zu den wichtigsten technologischen Innovationen gehören:

Green Building Zertifizierungen

Zertifizierungssysteme wie LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) und BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method) spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung von Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche. Diese Zertifizierungen bieten einen anerkannten Standard für nachhaltiges Bauen und helfen Immobilienunternehmen, ihre ESG-Leistungen zu kommunizieren.

Erneuerbare Energien und Energiespeicherung

Fortschritte in der Technologie für erneuerbare Energien und Energiespeichersysteme ermöglichen eine nachhaltigere Energieversorgung für Immobilienprojekte. Solarmodule, Windturbinen und Batteriespeicher können dazu beitragen, den Energiebedarf von Gebäuden aus erneuerbaren Quellen zu decken und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern.

Building Information Modeling (BIM)

BIM ist eine digitale Methode zur Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Bauprojekten. Durch die Nutzung von BIM können Bauprojekte präziser und effizienter geplant werden, was zu einer Reduzierung von Materialverschwendung und Kosten führt. BIM unterstützt zudem die Einhaltung der ESG-Kriterien, indem es eine transparente Dokumentation und Nachverfolgung der Nachhaltigkeitsmaßnahmen ermöglicht. 

Smart-Building-Technologien

Intelligente Gebäudetechnologien nutzen Sensoren und IoT-Geräte (Internet of Things), um den Energieverbrauch und andere Betriebsparameter in Echtzeit zu überwachen und zu steuern. Diese Technologien ermöglichen eine effiziente Nutzung von Ressourcen und tragen zur Reduzierung von Betriebskosten und CO2-Emissionen bei.

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Ausblick auf gesetzliche Änderungen und deren Einfluss auf die Branche

Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Immobilienbranche unterliegen einem ständigen Wandel, insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeit und ESG-Kriterien. Es ist zu erwarten, dass in den kommenden Jahren neue Vorschriften und Richtlinien eingeführt werden, die die Anforderungen an Bau- und Immobilienprojekte weiter verschärfen. 

Einige der zu erwartenden Entwicklungen umfassen: 

  • Verschärfte Energieeffizienzstandards: Neue gesetzliche Vorgaben könnten strengere Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden festlegen. Dies könnte die Verpflichtung zur Nutzung erneuerbarer Energien und die Einführung von Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs einschließen. 
  • Erweiterte Berichterstattungspflichten: Die Anforderungen an die ESG-Berichterstattung könnten ausgeweitet werden, um eine größere Transparenz und Verantwortlichkeit zu gewährleisten. Unternehmen könnten verpflichtet werden, detailliertere Informationen über ihre Umwelt-, Sozial- und Governance-Leistungen offenzulegen. 
  • Förderprogramme und Anreize: Regierungen könnten neue Förderprogramme und finanzielle Anreize einführen, um die Umsetzung von ESG-Kriterien und die Erfüllung der EU-Taxonomie zu unterstützen. Dies könnte Subventionen für nachhaltige Bauprojekte, Steuervergünstigungen und andere finanzielle Anreize umfassen. 
  • Klimaanpassungsmaßnahmen: Angesichts des fortschreitenden Klimawandels könnten neue gesetzliche Vorgaben Maßnahmen zur Klimaanpassung vorschreiben. Dies könnte die Verpflichtung zur Integration von Klimarisikoanalysen in die Planung und den Bau von Immobilienprojekten umfassen. 

Die Immobilienbranche muss sich auf diese Änderungen vorbereiten und proaktiv Maßnahmen ergreifen, um den neuen gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden. Dies erfordert eine kontinuierliche Überwachung der gesetzlichen Entwicklungen und die Anpassung der Geschäftsstrategien und -praktiken. 

Fazit

Durch die Integration der EU-Taxonomie und ESG-Kriterien in die Bau- und Immobilienwirtschaft entstehen zahlreiche Herausforderungen, aber auch erhebliche Chancen. Immobilienunternehmen, die proaktiv auf diese Veränderungen reagieren und nachhaltige Strategien implementieren, können langfristig von den Vorteilen profitieren. Die Zukunft der Branche wird durch die Entwicklung umweltfreundlicher und esg-konformer Immobilien geprägt sein. Technologische Innovationen und gesetzliche Rahmenbedingungen werden dabei eine entscheidende Rolle spielen und die Richtung vorgeben, in die sich die Immobilienwirtschaft entwickeln wird. Durch die Kombination von ökologischen, sozialen und governance-orientierten Ansätzen können Immobilienunternehmen nicht nur ihre Marktposition stärken, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten. 

In der Immobilienbranche ist die Berücksichtigung der EU-Taxonomie von besonderer Bedeutung, da die Bauweise und der Betrieb von Gebäuden einen erheblichen Einfluss auf die Umwelt haben. Innovative Technologien und nachhaltige Baumaterialien werden eine entscheidende Rolle spielen, um die Anforderungen der EU-Taxonomie zu erfüllen und gleichzeitig die Erwartungen der Investoren und Mieter zu erfüllen. Die Umsetzung der ESG-Taxonomie wird somit zum Schlüssel für den langfristigen Erfolg und die Wettbewerbsfähigkeit in der Branche. 

Datenqualität und Transparenz in Bauprojekten

15.04.2023 Lesedauer: 7 min

Die Digitalisierung hat in den Corona-Jahren einen unglaublichen Satz nach vorn gemacht. Allein das hybride Arbeiten hat eine Welle an Investitionen in Soft- und Hardware ausgelöst. Auch im War for Talents setzen Unternehmen darauf, um den Mitarbeiter*innen die Arbeit attraktiv und zeitgemäß zu gestalten und sich als modernes Unternehmen zu präsentieren. Entsprechen wichtig ist das Thema Digitalisierung bei dem Ghezzo-Immobilientag in Wien.

Alexander Ghezzo, Partner bei Ghezzo, fragt Mike Riegler (CEO PAVE), was die Trends und Entwicklungen rund um Datenräume, BIM, KI usw. sind, vor allem im Zusammenhang mit den aktuellen Herausforderungen wie Teuerung, Zinsen, ESG und Taxonomie.

Alexander Ghezzo: Welche Veränderungen erleben Sie in der Immobilienbranche und was bedeutet das für die Digitalisierung?

Mike Riegler: In den letzten eineinhalb Jahren haben sich die Anforderungen in der Bau- und Immobilienwirtschaft kontinuierlich, z.T. dramatisch, erhöht. Stark schwankende Baustoffpreise, unterbrochene Lieferketten, unklare Lieferzeiten, steigender Mangel an Fachkräften, steigende Energiepreise, weiter steigende Zinsen – und damit z.T. kritische Finanzierungen. Diese Entwicklungen nehmen starken Einfluss auf bestehende und beginnende Bauprojekte. Die stark gestiegene Inflation wird ebenfalls weitere Auswirkungen nach sich ziehen. Aufgrund dieser Unsicherheiten und Herausforderungen der Bau- und Immobilienwirtschaft, berichten uns Kunden von stark ansteigenden Anfragen zum Ausgleich von Lohnerhöhungen.

Die seit langem bekannte Notwendigkeit der digitalen Transformation setzt sich zunehmend durch und gewinnt bei allen Beteiligten weitere Bedeutung. Nicht zuletzt etablieren sich viele Unternehmen im Bereich der Digitalisierung, die von dieser Notwendigkeit profitieren werden/möchten.

Denn nur mit Digitalisierung im Bauprozess, über alle Leistungsphasen hinweg und bis in die Bestandsverwaltung, lassen sich Kosten, ausgleichende Einsparungen und Fehlervermeidung erzielen. Und spätestens seit dem Pariser Klimaabkommen vor sieben Jahren, wissen wir, dass gerade auch unsere Branche weitere erhebliche Anstrengungen umsetzen muss.

Alexander Ghezzo: Auf welche Technologien setzt Branche dabei?

Mike Riegler: Genau in den letzten zwei Jahren erleben wir eine Fülle von Entwicklungen aus der Dynamik der Digitalisierung heraus. Ganz gleich ob neue Produkte und Methoden, neue Technologien in IT, IoT, VR, AR, Robotik oder KI – wer etwa die digitalBAU, die EXPO REAL oder auch die BIM World besuchte, konnte sich von dem großartigen Einfallsreichtum der Unternehmen selbst überzeugen.

Eines wurde ebenfalls deutlich: Die weiterwachsende Komplexität der Aufgaben und Projekte werden die Beteiligten nicht länger mit einfachen und in der Anwendung limitierten Tools in den Griff bekommen: Zur Lösung der umfassenden Kommunikations- und Schnittstellenprobleme und einer besseren Wettbewerbsfähigkeit gehört durchgängig vernetztes Arbeiten und Handeln. Eine eng vernetzte Zusammenarbeit in einer homogenen Arbeitsumgebung und eine eindeutige Kommunikation bilden die grundlegende Voraussetzung für eine deutlich reibungslosere und auch Team freundlichere Arbeitsweise.

Stark nachgefragt ist seit gut einem Jahr auch in der DACH-Region das Thema BIM. Das wichtigste Nutzenversprechen von BIM liegt in der direkten am vernetzten 3D-Modell stattfindenden kollaborativen, konstruktiven Zusammenarbeit. Unserer Erfahrung nach wird das, was BIM kann und ermöglicht noch sehr breit und in zu vielen Varianten angeboten. Auch ist die Anwendung von BIM in den Unternehmen sehr unterschiedlich. PAVE bietet mit seinem BIM-Modul und den in den nächsten Wochen und Monaten stetig hinzukommenden Funktionen eine hochprofessionelle Antwort für dieses Thema – wie immer vernetzt mit den anderen Modulen und Funktionen von PAVE – unserer Leistungsstarken Modulwelt mit einer CDE (für manche auch Projektraum oder Planserver) im Kern. Aus unserer Sicht kann das eine, BIM, ohne das andere, eine CDE wie PAVE, nicht sinnvoll angewendet werden, wenn man schnittstellenfrei oder ohne Brüche arbeiten möchte.

Alexander Ghezzo: Wo steht die Branche im Jahr Sieben nach Veröffentlichung des Digitalen Stufenplans, der seinerzeit einen ersten BIM-Hype ausgelöst hatte?

Mike Riegler: Weiter, als gemeinhin angenommen wird. BIM lehrt uns ein Mindset, wie Daniel Mondino, BIM Pionier, Mitverfasser des Stufenplans, es unlängst auf den Punkt brachte. „Die Projekt- und Objektdaten aber sind die DNA. Mit dem richtigen Mindset kriegen wir auch die Daten in den Griff. Haben wir erst die Daten, lösen wir auch die Herausforderungen.“ Und Kern ist und bleibt eine hoch leistungsfähige CDE.

Und was dazu in den zurückliegenden Jahren geleistet wurde, ist beachtlich: Es sind vor allem die Verbände und auch Vereine, wie etwa buildingSMART oder DIN – um nur Zwei zu nennen – deren Arbeit für einen standardisierten Datenaustausch gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Und der Verdienst: Niemand muss heute noch länger auf ein kollaboratives Zusammenarbeiten warten, weil Standards fehlen. Auch wenn noch verschiedentlich Workarounds erforderlich sind und Lücken bestehen – wie etwa bei der TGA oder beim Übergang vom Bau in den Betrieb: Eine mögliche Ausrede für die Anwendung lässt sich daraus nicht länger ableiten.

Im vernetzen Planen, Bauen und Betreiben mit vielen Beteiligten ist der Austausch von Informationen über standardisierte Schnittstellen, mit einheitlichen Attributen und in einer mit offenen Schnittstellen versehenen Umgebung, wesentlich für Wirtschaftlichkeit, Projekt- und Produktqualität. Durch die geregelte Weiterverwendung von bereits generierten Daten können in der Wertschöpfungskette Ressourcen geschont und die Wirtschaftlichkeit erhöht werden. Durch die in einem Projekt kontinuierlich und strukturiert erfassten Daten können auch Doppel- und Mehrfacherfassung vermieden, der Verwendung veralteter Plandaten vorgebeugt und Konflikte reduziert werden. Das digital erzeugte Bauwerk kann als Produkt bereits in der Planungsphase frühzeitig perfektioniert werden, bevor auf der Baustelle Fakten geschaffen werden.

Alexander Ghezzo: ESG und Taxonomie sind momentan ganz oben auf der Agenda der Immobilienunternehmen. Ein weiterer Treiber für die Digitalisierung der Branche?

Mike Riegler: Durch ESG und Taxonomie gewinnt das über den Lebenszyklus durchgehende digitale Datenmanagement auch aus Investorensicht weiter an Bedeutung. Wer nachhaltig investieren möchte oder muss, der benötigt Datentransparenz. Um nur auf die ökologische Dimension einzugehen: Stücklisten- und Bau=Rohstoff-Erfassung, ESG-Checklisten zur Dokumentation, Energieverbräuche und Maßnahmen zur Reduktion – das erfordert eine Vielzahl von Daten und deren Analyse. Die daraus erwachsende Komplexität ist hoch. Datenkollaboration in einer einheitlichen Umgebung wird erfolgsentscheidend sein, um Mehrwerte zu generieren – weit über Nachhaltigkeitsaspekte hinaus. Für Eigentümer schon lange von Bedeutung, wirken sich unvollständige Daten und mangelnde Datenqualität bei einer etwaigen Veräußerung nun negativ auf den Wert der Immobilie aus.

Die kluge Verbesserung analoger Prozesse und ihre Transformation in digitale Prozesse, Abläufe und Workflows sind der Schlüssel für Effizienzgewinn. Neben der Verfügbarkeit der daraus resultierenden Daten ist die Datenqualität entscheidend – auch, um Prozesse zu automatisieren und maschinenlesbar machen zu können. Erst wenn die Datenanalyse nicht länger eine Black Box darstellt, können relevante Entscheidungen gezielter getroffen werden. Und wer Daten in hoher Qualität frühzeitig sammelt, kann einen Schatz aufbauen, dessen Möglichkeiten heute ggf. noch gar nicht genutzt oder gar erkannt werden. Big-Data und digitale Geschäftsmodelle sind hier die Stichworte.

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Alexander Ghezzo: CDE – Common Data Environment: Was bedeutet das eigentlich?

Mike Riegler: Die CDE bildet die Basis in jeder IT-Ziel-Landschaft. In einer CDE kann sich das BIM-Nutzenversprechen erfüllen. Natürlich muss dafür eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt sein. Welche das sind, wird ideal beschrieben in der DIN SPEC 91391: In deren ersten Teil etwa geht es um die Module und Funktionen. Mindestumfang und Zusatzfunktionalitäten werden beschrieben und ein Überblick über Anwendungsfälle gegeben. Im zweiten Teil wird das ebenso bedeutende Schnittstellenkonzept für den Datenaustausch in offenen BIM-Projekten – Open BIM – dargestellt. Schließlich müssen unterschiedliche Softwarelösungen, von denen es sehr viele gibt (Menge ansteigend) angebunden und ein reibungsloser und sicherer Datenaustausch zwischen verschiedenen Plattformen angestrebt werden.

Alexander Ghezzo: Welche Anforderungen haben Ihre Kunden an eine Kollaborationssoftware?

Mike Riegler: Neben diesen beschriebenen Anforderungen ist aber auch die Erfahrung mit einer Vielzahl von Kunden von nicht unerheblicher Bedeutung. Wir befassen uns mit kollaborativem Arbeiten und vernetztem digitalen Datenmanagement seit vielen Jahren. Kunden schätzen diese Expertise sehr und vertrauen auf unsere Empfehlung bei Anwendung und Einsatz. Aus dieser Perspektive heraus halte ich drei Aspekte für den erfolgreichen Einsatz einer Kollaborationssoftware mit einer starken CDE im Kern für maßgeblich:

Die Anwendung der Software muss einfach sein und auf verschiedensten Endgeräten funktionieren. Nur wenn der Daten In- und Output ohne Spezialkenntnisse möglich ist, erschließen sich den Anwendern auch unmittelbarer Nutzen und Erfolgserlebnisse. Bedenken wir, dass der überwiegende Teil der an einem Immobilien- und Bauprojekt beteiligten Büros und Betriebe kleine und mittelständige Unternehmen sind. Deren Mitarbeiter arbeiten meist nur phasenweise mit einer Bausoftware – einige sogar parallel in verschiedenen Systemen. Anwenderfreundlichkeit darf daher keine Marketinghülse sein. Nur wenn sie erwiesenermaßen eingehalten wird und sich mit den Anwendergewohnheiten mitentwickelt, kann eine Software wie PAVE überhaupt erst eine ihrer bedeutendsten Eigenschaft erfüllen: Als Single Source of Truth.

Datenaktualität und -qualität sind Voraussetzung, damit sie gerade auch in komplexen Projekten als die einzige Wahrheitsquelle fungieren kann. Die Plattform muss daher nicht nur leicht zugänglich und bedienbar sein, sondern auch als vertrauensvolle Lösung erfahren werden, in die man gerne hineinarbeitet.

Eine wesentliche Voraussetzung für Vertrauen ist wiederum die Sicherheit – die meiner Daten als Mitarbeiter ebenso wie als Dateninhaber. Gerade im deutschsprachigen Markt ist das Sicherheitsbedürfnis bei browserbasierten Cloudlösungen besonders ausgeprägt. Unsere Software läuft parallel in drei deutschen, ISO-zertifizierten Rechenzentren. Zu Ihrer und unserer Sicherheit mit höchster Verfügbarkeit. Nicht zuletzt aber zählt auch die Verlässlichkeit des Anbieters selbst: Unsere Firma ist ebenfalls ISO27001-zertifiziert, was, Stand heute, so nicht oft am Markt zu finden ist – kombiniert mit Tradition und kontinuierlicher, hoher Innovation – Made in Germany.

Eine CDE-Lösung, die sie brauchen

Als modulare CDE unterstützt Sie die Bauprojektmanagement Plattform PAVE bei allen diesen Aspekten. Durch unsere langjährige Branchenerfahrung können wir Sie beraten und gemeinsam mit Ihnen für Ihre Abläufe geeignete Workflows implementieren. Das Issue Management sowie andere BIM-kompatible Tools direkt in der Plattform sparen Ihnen Zeit und Ressourcen und machen die Arbeitsabläufe in BIM-Projekten viel effizienter. Mit integriertem BCF Server, redundanten Rechenzentren in Deutschland und mehrfachen Sicherheits-Zertifizierungen (u.a. ISO 27001) erfüllt PAVE alle Pflicht und die meisten Optionalanforderungen der DIN SPEC 91391.

Weiteres zum Thema:

Die Baubranche in anspruchsvollen Zeiten. PwC-Studie 2023: Wie Unternehmen der Bauindustrie mit den aktuellen Krisen umgehen: https://www.pwc.de/de/managementberatung/capital-projects-and-infrastructure/herausforderungen-der-deutschen-bauindustrie.html

 

DIN SPEC 91391: Gemeinsame Datenumgebungen für BIM Projekte –
Funktionen und offener Datenaustausch zwischen Plattformen unterschiedlicher Hersteller: https://www.din.de/resource/blob/330526/102ed7e2a7ddbc56b387119edddc397e/din-spec-91391-data.pdf

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ESG: Ein Blick auf das ``S``

15.02.2023 Lesedauer: 3 min

ESG (Environmental, Social, Governance) ist in der globalen Wirtschaft mittlerweile in fast allen Unternehmen angekommen und das Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit wächst bei allen Akteuren täglich. Doch gerade für die Bau- und Immobilienbranche steigt der Druck von politischer Seite zunehmend, und das zu Recht. Die Bau- und Immobilienwirtschaft hat eine Schlüsselstellung in der ökologischen Verantwortung und für das Erreichen der Taxonomie-Ziele. Denn sie verursacht 40% der energiebezogenen CO2-Emissionen; sie verbraucht 30% der weltweiten Energie und 55% des Stroms. 50% des Abfalls und des natürlichen Ressourcenverbrauchs gehen auf ihr Konto. (Quelle: Global Risks Report 2022)

Der heutige Diskurs

Aktuell wird sich vor allem auf das E, und hier genauer auf die ersten beiden (von sechs) Ziele der EU-Taxonomie, „Klimaschutz“ und „Anpassung an den Klimawandel“, konzentriert. Hierfür gibt es zahlreiche Kriterien und genaue Formulierungen von Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele. Denn CO2-Emissionen lassen sich „relativ leicht“ durch beispielsweise entsprechende Sanierung und Technik nachweislich messbar reduzieren und gewährleisten einen ressourcenschonenden Betrieb von Immobilien, was sich wiederum positiv auf den Klimaschutz auswirkt.

Doch wie sieht es mit dem S und dem G aus? Im Vergleich zum E lassen sich diese Dimensionen nur sehr schwer nachweisen. Welche Auswirkungen haben beispielsweise Arbeitssicherheit, kulturelle Projekte, geförderter Wohnungsbau oder ethische und unternehmerische Verantwortung auf den Klimaschutz? Und wie lässt sich das Ganze messen?

Das S: Erklärung und das Bewertungsgerüst

Gerade soziale Kriterien, also das S, werden derzeit häufig noch nachrangig behandelt. Und das obwohl soziale Nachhaltigkeit auch zunehmend im Immobilienbereich Beachtung findet. Bislang fehlt der Branche allerdings ein einheitliches Klassifizierungssystem, um das S messbar zu machen. Mit dem Working Paper „Soziale Nachhaltigkeit bei Wohnimmobilien – ein Baukasten mit messbaren Kriterien“ gibt die gif Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung e. V. der Immobilienwirtschaft nachvollziehbare und messbare Kriterien für sozial nachhaltige Immobilienentwicklungen an die Hand. Daraus lassen sich eigene Formulierungen und Ziele für eine sozial nachhaltigere Unternehmensstrategie entwickeln.

Das Analyseraster basiert dabei auf dem sogenannten AAAQ-Rahmenwerk aus dem Entwurf für die soziale Taxonomie. Produkte und Dienstleistungen werden also nach dem Prinzip der Verfügbarkeit (Availability), Zugänglichkeit (Accessibility), Akzeptanz (Acceptability) und Qualität (Quality) bewertet.

 

Dabei sollen vor allem folgende 5 sozial nachhaltige Zielsetzungen verfolgt werden:

1). bezahlbares Wohnen,

2). zielgruppenadäquates Wohnen,

3). Infrastruktur zur Ermöglichung sozialer Teilhabe,

4). gesundes Wohnen sowie

5). stabile Nachbarschaft und sozialer Zusammenhalt.

Ob Projektentwickler, Bestandshalter oder Investor mit sozialen Unternehmenszielen, ein Blick in den Baukasten lohnt sich für die komplette Branche: https://gif-ev.com/produkt/soziale-nachhaltigkeit-bei-wohnimmobilien-ein-baukasten-mit-messbaren-kriterien/

ESG-konforme Bauprojekte dank PAVE

Mit der Bauprojektmanagement Software PAVE lässt sich die Einhaltung von ESG-Kriterien überprüfen, revisionssicher protokollieren und transparent und nachvollziehbar darlegen. Die PAVE ESG Dokumentation hilft mit strukturierten Checklisten beim Erreichen von Nachhaltigkeitszielen. So können direkt von der Planungsphase an alle notwendigen Umwelt- und Klimadaten erfasst und für Analysen und Reporting bereitgestellt werden, um die ESG-Performance der Immobilien zu verbessern und damit deren Wert zu steigern. Die SaaS-Plattform ermöglicht es im nächsten Schritt einen umfassenden Überblick über die ESG-Leistung des Portfolios zu erhalten. Dank eines verlässlichen Datensatzes sind Nutzer jederzeit in der Lage, den wichtigsten Interessengruppen Bericht zu erstatten.

Wir zeigen Ihnen gerne live, wie PAVE Sie bei Ihren Nachhaltigkeitszielen unterstützen kann.

Quellen:

Global Risks Report 2022: https://www.weforum.org/reports/global-risks-report-2022/

Soziale Nachhaltigkeit bei Wohnimmobilien – Ein Baukasten mit messbaren Kriterien: https://gif-ev.com/produkt/soziale-nachhaltigkeit-bei-wohnimmobilien-ein-baukasten-mit-messbaren-kriterien/

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